Schlagzeug richtig aufstellen: In 5 Schritten zum ergonomischen Drum Set
Wie stelle ich mein Schlagzeug auf?
Endlich ist es soweit: Dein erstes Schlagzeug steht in Einzelteilen in deinem Zimmer, eurer Stube, einem Kellerraum oder sonstwo. Wie weiter? Hier erfährst du Schritt für Schritt, worauf du beim Aufstellen deines Schlagzeugs achten solltest und warum. Was kommt wohin? Wie hoch stellst du den Schlagzeugstuhl ein? Welcher Neigungswinkel eignet sich am besten für deine Tom Toms? Moment, was war nochmal ein Tom Tom? Und wie hoch sollen die Becken hängen?
Die korrekte Aufstellung deines Schlagzeugs ist sehr wichtig für deine Entwicklung beim Spielen und Üben. Sie wirkt sich unter anderem positiv auf Körperhaltung, Muskelaufbau, Geschwindigkeit beim Spielen und Komfort aus. Gerade in der Anfangsphase solltest du dein Setup deshalb von Zeit zu Zeit überprüfen.
Setup wie dein Idol?
Eventuell hast auch du ein oder mehrere Idole, zu denen du aufschaust und die dich in deinem Spiel, aber auch in deiner Instrumentenwahl beeinflussen. Leider sind gerade bei der Aufstellung des Schlagzeugs die grossen Stars nicht immer die besten Vorbilder. Setups mit toller Bühnenpräsenz erweisen sich im Alltag oft als unpraktisch und kontraproduktiv für die Weiterentwicklung deiner Technik.
Drum Sets von Glam- bis Progressive Rock
Ach, die Achtziger! Ich liebe grosse Schlagzeuge mit zwei Bass Drums, vielen Tom Toms und einem Wald voller Becken! Mein zweites Schlagzeug stammte zwar aus den 70ern, aber es war GROSS! Fast einen ganzen Tag lang versuchte ich, alle neun Toms irgendwie in eine spielbare Position zu bringen. Mein Durchhaltevermögen wurde schliesslich belohnt: Gegen Abend hatte jedes Tom seinen Platz in meinem mächtigen Setup gefunden. Blieb nur ein Problem: Wohin nun mit den Becken? Letztendlich gelang es mir zwar, alle Elemente irgendwo hinzuzaubern. Ob ich sie bequem erreichen konnte? Rate mal! Die Nachteile hinsichtlich Praktikabilität und Ergonomie wurden mir spätestens bewusst, als ich meine ersten Konzerte spielte.
Kinderzimmertaugliche Schlagzeuge
Viele Konzerterfahrungen und zahlreiche Sets später entdeckte die nächste Knaute-Generation ihre Freude am Schlagzeug Spielen. Als mein sechsjähriger Sohn begann, regelmässig in den Unterricht zu gehen, durchforstete ich unser Lager auf der Suche nach einer praktikablen Einsteiger-Variante. Um etwas Platz im Kinderzimmer zu sparen stellte ich ein kleines, vierteiliges Set (Bass Drum, Snare Drum, Tom Tom, Floor Tom) mit Ride, Crash und Hi Hat Becken zusammen.
Dies funktionierte zu Beginn sehr gut, bis mich mein Jüngster eines Tages mit seinem Notenheft bewaffnet und ziemlich frustriert konfrontierte. „Ich kann das gar nicht spielen, was da steht. Mir fehlt eine Trommel“ gab er zu bedenken. Die meisten Schlagzeugschulen sind für ein fünfteiliges Schlagzeug mit zwei Tom Toms und einem Floor Tom ausgelegt. Selbstverständlich können sechs Schläge auch auf zwei statt auf drei Trommeln verteilt werden. Entsprechend würde ein fortgeschrittener Spieler wohl ohne viel zu überlegen das Stand Tom oder die Snare Drum als „Ersatz“ benutzen. Einen Anfänger kann diese unnötig verwirrende Situation allerdings bereits überfordern.
Hoch hinaus trotz technischem Fortschritt?
Ein weit verbreitetes Bühnenphänomen sind Becken (insbesondere Crashes bei Konzerten), die sehr hoch über dem Schlagzeug montiert sind. Diese Aufstellung entstand ursprünglich im Interesse der früheren Aufnahme- und Verstärkungstechnik. In der Zeit vor Noisegate und anderen digitalen Hilfsmitteln musste man sich physisch Platz zwischen den Becken und den Tom Toms schaffen, um eine Vermischung auf der Aufnahme zu vermeiden. Glücklicherweise gehören solche Probleme bei der Tonabnahme – dem technischen Fortschritt sei Dank – der Vergangenheit an. Zudem bleibt dir bis zu deinem Bühnen- oder Tonstudio-Debüt voraussichtlich noch etwas Zeit. Solange du also in deinem Übungsraum oder deinem Zimmer spielst, darfst und sollst du deine Becken mit gutem Gewissen bequem und nahe bei dir positionieren.
Du bist der Chef, nicht das Schlagzeug!
Präge dir diesen Satz gut ein! Er wird uns als Grundsatz durch den gesamten Montageprozess begleiten. Jeder Musiker ist einzigartig und so auch seine Eigenschaften und Bedürfnisse. Wichtig ist, dass sich dein Schlagzeug dir anpasst – nicht umgekehrt!
Der Aufbau deines Schlagzeugs
In einem ersten Schritt widmen wir uns dem Schlagzeugaufbau von Grund auf. Wir setzen die einzelnen Bestandteile korrekt zusammen und machen sie fit für die „erste Inbetriebnahme“. Sofern du den Standort deines Sets nicht verändern musst, brauchst du diese Arbeitsschritte vorerst nur einmal auszuführen. Erst im letzten Kapitel werden wir uns dem eigentlichen Aufstellen widmen. Falls du dein Set zum allerersten Mal aufbaust, lies hier weiter. Ansonsten kannst du die folgenden Abschnitte bei Bedarf kurz überfliegen oder direkt zum letzen Kapitel springen.
Einzelteile und Bezeichnungen
Im Interesse eines möglichst effizienten und fehlerfreien Schlagzeugaufbaus kommen wir um ein wenig Instrumentenkunde nicht herum. Lass uns also vorgängig einen Blick auf deine Schlagzeugbestandteile werfen! Sind sie komplett? Weisst du, wie man was nennt? Um Missverständnisse zu vermeiden repetieren wir kurz die Bestandteile des fünfteiligen Schlagzeugs. Falls du diesbezüglich sattelfest bist, kannst du direkt mit dem Aufbau beginnen.
Übrigens: Dieses Gänsefüsschenzeichen (“) bedeutet Zoll/Inch, was sich inzwischen weltweit als meistverwendete Masseinheit für Schlagzeuge durchgesetzt hat. Die Grösse einer Zarge wird jeweils in zwei Zahlen angegeben, die dem Durchmesser und der Tiefe in Zoll entsprechen. Die Angabe 22“ x 16“ beschreibt also beispielsweise eine Bass Drum von 22“ Durchmesser und 16“ Tiefe. Vorsicht: Die US-Amerikaner scheinen gemeinhin eine Affinität für umgekehrte Reihenfolgen zu haben. Wie die Daten (z.B. 03/01/2021 für den 1. März 2021) geben sie auch die Schlagzeuggrössen genau andersherum an (16″ x 22″ für 22″ Durchmesser und 16″ Tiefe).
Umrechnung Zoll in Zentimeter: 1″ = 2.54 cm
Trommeln
Lass uns die Begriffe und Bezeichnungen kurz repetieren! Beginnen wir mit den Trommeln deines fünfteiligen Sets. Die Grössen können natürlich je nach Set variieren.
Übrigens: Im Wandel der Zeit variierten die Grössen der einzelnen Trommeln sowohl im Durchmesser als auch in der Tiefe. Während in den Siebziger und Achtziger Jahren 22“ Bass Drums, 12″ und 13″ Tom Toms sowie 16“ Floor Toms die Regel darstellten, hat sich aktuell die Kombination 10“/12“/14“ für die Toms durchgesetzt. Die heutigen Standard Sets für Anfänger verfügen zudem meist über eine 20“ Bass Drum. Falls dein Götti dir also sein altes Set aus seiner Glamrock Zeit anbietet, kläre zuerst die Grössen der Zargen und überlege dir gut, ob sie deinen Bedürfnissen entsprechen.
Hardware
Alle Ständer, Pedale, Halterungen usw. deines Schlagzeugs werden als Hardware bezeichnet. Der Stuhl hat genau genommen einen Sonderstatus, kann aber der Einfachheit halber auch zur Hardware gerechnet werden.
Becken (Cymbals)
Zur Grundausstattung gehören ein Hi Hat Beckenpaar, ein Crash und ein Ride Becken, bei einem Anfängerset üblicherweise in den Grössen 14″ / 16″ / 20″.
Becken Grundausstattung (v.l.n.r.): 14“ Hi Hat, 16“ Crash, 20“ Ride
Spielumgebung
Bevor wir mit dem eigentlichen Aufbau beginnen, nehmen wir den künftigen Standort deines Instruments unter die Lupe. Vermutlich hast du bereits einen Platz für dein Schlagzeug bestimmt. Für ein fünfteiliges Set wie in unserem Beispiel sollte dieser mindestens ca. 2 m x 1.6 m messen. Ein Teppich unter dem Schlagzeug verhindert, dass dein Set davonrutscht. Zudem dämpft er die Übertragung der Resonanz auf den Fussboden. Falls du dein Instrument so positionierst, dass du mit dem Rücken zu einer Wand sitzt, achte auf genügend Platz hinter dir! Deine Ellbogen müssen sich nämlich frei bewegen können und sollen nicht an der Wand anstossen.
Bass Drum
Wir beginnen unsere Vorbereitungen mit der grössten Trommel, der Bass Drum.
Übrigens: Auf die Bezeichnung „Pauke“ verzichten wir in diesem Kontext, da sie nicht nur falsch ist, sondern auch unnötig Verwirrung stiftet (mehr dazu in einem späteren Blogpost).
Montiere das Pedal, indem du die Bass Drum auf der Schlagseite ca. 1 cm anhebst und das Pedal bis zum Anschlag unter den Reif schiebst. Dann klemmst du das Pedal mit der dafür vorgesehenen Schraube fest.
Snare Drum
Die Snare Drum ist der „heikelste“ Bestandteil des Schlagzeugs, insbesondere die Resonanzseite (Unterseite der Trommel). Bitte nicht am Saitenteppich herumziehen und nicht auf das Resonanzfell schlagen! Diese beiden Bestandteile dienen ausschliesslich der Resonanzaufnahme. Sie sorgen also für den typischen „Schnarr-Effekt“.
Klappe die drei Arme des aufgestellten Snare Ständers soweit auf, dass die Snare Drum dazwischen passt. Alternativ kannst du die Snare auch wie auf unserem Bild auf den Boden legen und den Snare Ständer von oben montieren. Bei der Platzierung der Trommel musst du einen direkten Kontakt der drei Arme mit dem Saitenschloss verhindern. Dies kann zu einer Blockierung des Saitenschlosses führen und so ein Ausschalten deiner Snaresaiten behindern.
Auch die Spannschrauben sollten nicht direkt auf einem der Ständer-Arme aufliegen. Dies verunmöglicht das Stimmen an dieser Stelle und geht zudem auf Kosten der Gesamtstabilität. Auf unserem Bild liegen die Saitenenden frei (Haken), eine der Spannschrauben jedoch auf dem Arm (Kreis).
Beckenständer
gerader Beckenständer für Ride Galgen-Beckenständer für Crash
Auf den Bildern und im Video unten siehst du, wie du deine Becken richtig auf den Ständer montierst. Die Ständerbeine solltest du so weit gestellt haben, dass der Ständer beim Anschlagen des Beckens auf keinen Fall umkippt. Beim Galgenständer lohnt es sich, den Galgen auf dieselbe Flucht wie eines der Beine zu richten. Auf diese Weise erreichst du zusätzliche Stabilität.
Flügelmutter und oberen Filz entfernen; unteren Filz auf dem Ständer belassen. Becken auf den unteren Filz legen. Oberen Filz auf das Becken legen. Flügelmutter locker anschrauben.
ACHTUNG! Die Flügelmutter verhindert lediglich, dass das Becken vom Ständer fällt. Drehe sie nur ganz lose zu, und ziehe sie auf keinen Fall fest an! Dies hindert sonst das Becken am freien Schwingen und kann im schlimmsten Fall zu Rissen im Becken führen.
Hi Hat
Öffne die Beine des Hi Hat Ständers so weit, dass sich der Pedalrahmen etwa eine Handbreite ab Boden befindet. Auf diese Weise erreichst du die nötige Stabilität.
Entferne den Clutch (oranger Pfeil) am oberen Ende des Hi Hat Ständers.
Montiere den unteren Teil deines Hi Hat Beckenpaares, das Bottom Becken (vgl. Bildserie unten). Häufig – aber nicht immer – sind die Hi Hat Becken entsprechend beschriftet (Abb. 1). Richte das Bottom Becken mit der Bell-Kuppel (die «Ausbuchtung» in der Mitte) nach unten (Abb. 2) und fädle es in das Gestänge des Hi Hat Ständers ein. Es liegt locker auf der Filzrondelle auf (Abb. 3) und wird ansonsten nicht befestigt (Abb. 4).
1 Montiere zuerst das Bottom Becken. 2 Fädle es so ein, dass die Bell-Kuppel nach unten gerichtet ist. 3 Das Bottom Becken kommt so auf die Filzrondelle des Hi Hat Ständers zu liegen. 4 Es wird NICHT angeschraubt.
Komplettiere dein Hi Hat mit dem Top Becken (vgl. Bildserie unten). Hierfür befestigst du zuerst den Clutch, wobei das Becken zwischen die beiden Filze (schwarze Teile in Abb. 1 und 2) oder Gummipuffer (je nach Ständermodell) zu liegen kommt. Stecke den Clutch von oben her durch die Bell-Kuppel (Abb. 4). Danach schraubst du den zuvor entfernten unteren Filz und die untere Mutter wieder an den Clutch (Abb. 5 und 6).
Wichtig: Drehe die untere Mutter unbedingt bis zum Angschlag zu!
Die untere Mutter fixiert dein Top Becken am Clutch, weshalb sie unbedingt korrekt montiert sein muss. Ansonsten kann sie sich später während des Spielens lockern und im schlimmsten Fall komplett lösen. In der Folge hebt sich bei Pedalbetätigung nur der Clutch. Das Top bleibt auf dem Bottom Becken liegen. Eine ziemlich unangenehme Situation, mitten im Konzert…
Übrigens: Die untere Mutter sollte sich ohne Kraftaufwand bis zum Anschlag drehen lassen. Wird das Schrauben immer anstrengender, ohne dass du einen deutlichen Anschlag spürst? Hat dein Top Becken «zu wenig Platz» zwischen den beiden Filzen? Dann überprüfe die Position der Justier- und Feststellmutter (Abb. 8 und 9). Drehe diese beiden Bestandteile vor der Montage ganz nach oben wie in Abb. 7. Auf diese Weise bleibt genügend Spielraum für ein einfaches und vollständiges Zudrehen der unteren Mutter.
1 Entferne vom Clutch die untere Mutter… 2 …und den unteren Filz. 3 Montiere jetzt das Top Becken. 4 Stecke den Clutch von der Bell-Kuppel her durch das Becken. 5 Montiere die Clutch-Teile unter der Bell-Kuppel: Zuerst den Filz… 6 …und dann die untere Mutter. 7 Der Clutch ist wieder komplett und sieht von oben so aus. 8 Drehe die Justiermutter (orange) nach unten, bis sie auf dem Filz aufliegt. 9 Drehe die Feststellmutter (orange) bis zum Anschlag nach unten. 10 Montiere den Clutch samt Top Becken auf der Stange des Hi Hat Ständers.
Nach der Befestigung des Top Beckens am Clutch folgt die Feineinstellung. Drehe hierfür die Justiermutter in Richtung Bell, bis sie locker auf dem Filz aufliegt, diesen aber nicht festklemmt (Abb. 8). Fixiere diese Position, indem du die Feststellmutter bis zum Anschlag nach unten schraubst (Abb. 9). Sie soll exakt auf der Justiermutter aufliegen, diese aber nicht verschieben. Nun setzt du die mit dem Clutch verbundenen Bestandteile wieder auf den Hi Hat Ständer (Abb. 10).
Du brauchst den Clutch noch nicht an der Stange festzuschrauben. Die optimale Positionierung des «Top» Beckens diskutieren wir im nächsten Kapitel.
Schlagzeug ergonomisch aufstellen
Als Eselsbrücke zur richtigen Anordnung deiner Schlagzeug Bestandteile kannst du die Faustregel «von links nach rechts grösser werden» verwenden. Dies gilt sowohl für die Toms als auch für die Becken. Das im Durchmesser jeweils kleinste Teil (10“ Tom Tom und 14“ Hi Hat) steht also beispielsweise ganz links.
Schritt 1: Stuhl und Sitzposition
Brauchst du als Anfängerin zwingend einen Schlagzeugstuhl? Vielleicht tendierst du dazu, den in der Regel dreistelligen Betrag erstmal zu sparen. Schliesslich besitzt jeder irgendeine Sitzgelegenheit. Zugegeben, das klingt erstmal vernünftig. Falls du das Impressum dieses Blogs gelesen hast, weisst du aber auch, was dich jetzt erwartet. Zum Teil muss ich dich enttäuschen: Hier folgt weder ein Link zu unserem Online-Shop (diesen findest du oben rechts im Hauptmenü) noch eine dringende Kaufempfehlung.
Brauche ich wirklich einen Schlagzeugstuhl?
Lass uns vielmehr diskutieren, welche Anforderungen eine Sitzgelegenheit erfüllen muss, damit ergonomisches Schlagzeug Spielen möglich wird! Danach kannst du entscheiden, ob du bereits einen geeigneten Stuhl besitzt oder ob eine Neuanschaffung nötig ist.
Wichtige Merkmale eines geeigneten Stuhls:
- Höhenverstellbar
- Rutschfeste Sitzfläche (geeignete Oberflächenmaterialen und -beschaffenheit)
- Optimale Polsterung: nicht zu hart (unbequem bei längerem Spielen) und nicht zu weich (unergonomisch, fördert Instabilität)
- Unterstützende Sitzflächenform: maximale Beinfreiheit ohne Gefahr eines Rückwärts-Rutschens beim Spielen
Sobald du einen Stuhl gefunden hast, der die obengenannten Eigenschaften aufweist, können wir mit der Einstellung beginnen: Setz dich auf das vordere Drittel der Sitzfläche und stelle beide Füsse knapp schulterbreit flach auf den Boden. Stelle die Stuhlhöhe so ein, dass deine Knie in dieser Position rechtwinklig gebeugt sind.
Die Perkussionistin in unserem Bild sitzt korrekt auf dem vorderen Drittel der Sitzfläche mit geradem Rücken. Allenfalls könnte man den Stuhl noch minim tiefer einstellen, um den rechten Winkel in den Knien zu perfektionieren.
Schlagzeugerin sitzt zu weit hinten (Beinfreiheit stark eingeschränkt). Stuhl ist zu hoch (keine korrekte Pedalbetätigung möglich).
Schritt 2: Füsse und Pedale
Wenn du deinen Stuhl sauber eingestellt hast arbeiten wir uns von unten nach oben. Wir beginnen mit den Pedalen. Nimm deine Spielposition ein und stelle deine Füsse ganz natürlich und mindestens schulterbreit auf den Boden. Stell dir vor, du würdest dich möglichst bequem und aufrecht an den Esstisch oder die Schulbank setzen. Die Füsse sollen nicht nach aussen oder innen verdreht sein sondern rechtwinklig zum Bein nach vorne zeigen. Markiere oder merke dir die Position deiner Füsse. Platziere die Bass Drum so, dass deren Pedal exakt unter deinem rechten Fuss zu liegen kommt.
Analog gehst du auf der Gegenseite mit dem Hi Hat Ständer vor. Platziere das Hi Hat Pedal auf der «natürlichen» Position deines linken Fusses. Achte darauf, dass zwischen deinen Beinen noch Platz für die Snare Drum bleibt.
Schritt 3: Snare Drum
Stelle den Snare Drum Ständer zwischen die beiden Pedale. Das Saitenschloss (Strainer) positionierst du zu deiner Linken, sodass eine Bedienung während des Spielens möglich ist. Nimm wieder deine Spielposition ein. Achte diesmal besonders darauf, dass deine Schultern immer entspannt und nicht hochgezogen sind. Passe die Distanz zwischen dir und deiner Snare Drum an. In korrekter Spielposition mit ungefähr 90° angewinkelten Ellbogen solltest du mit den Schlägeln mühelos die Mitte des Snare Drum Schlagfells erreichen können. Fühlt sich dies unbequem oder anstrengend an, steht dein Snare Ständer möglicherweise zu weit weg oder zu nahe.
Korrekte Distanz zwischen Spielerin und Snare Drum. Zu grosse Distanz; Spielerin ist zu weit weg positioniert.
Kippe nun die Snare Drum so, dass sich das Schlagfell leicht in deine Richtung neigt. Hierfür brauchst du lediglich die Neigung des entsprechenden Gelenks unterhalb der Zentralmutter anzupassen. Die Neigung des Schlagfells verhindert, dass du auf den Spannreif schlägst oder die Unterarme „hochziehst“ um ebendies zu verhindern.
Allerdings sollte der Winkel zwischen Schlagfell und Horizontale ca. 10 bis 20° nicht überschreiten. Ansonsten trifft dein Schlägel zu steil auf dem Fell auf und beschädigt dieses.
Als letztes passt du die Höhe der Snare Drum an. Überprüfe noch einmal deine Position und den Winkel deiner Ellbogen. Wenn du die Snare jetzt anspielst, sollte der Abstand zwischen Schlägelschaft und Spannreif optimalerweise ca. 2 bis 3 cm betragen.
Optimaler Abstand zwischen Schlägelschaft und Spannreif. Snare Drum zu hoch positioniert. Schlägel trifft trotz Neigung auf dem Spannreif auf.
Schritt 4: Tom Toms (Hänge Toms), Floor Tom (Stand Tom)
Bei den Tom Toms gelten hinsichtlich Position und Winkel dieselben Grundsätze wie bei der Snare Drum: nicht zu hoch, nicht zu steil.
Falsch: Tom Tom zu hoch / zu wenig Neigung.
Spielerin kompensiert mit Anheben des Oberarmes und gebeugtem Handgelenk.Falsch: zu starke Neigung des Tom Toms.
Resultiert in zu grossem Auftreffwinkel des Schlägels.
Beachte auch, dass die Tom Toms, das Floor Tom und die Snare Drum möglichst geringe Abstände zueinander haben (ohne sich aber zu berühren). Kurze Wege vereinfachen die Bewegungsabläufe und wirken sich insbesondere im Anfängerstadium positiv auf die Geschwindigkeit aus.
Um zu kontrollieren ob deine Toms richtig positioniert sind, kann dir folgende Übung helfen: Nimm deine Spielposition ein und achte auf eine bequeme, ergonomische Haltung. Spiele mit beiden Händen je einen Schlag auf jede Trommel. Führe die Übung bewusst langsam aber flüssig durch. Wiederhole sie nun mit geschlossenen Augen. Hast du beim «blinden» Spiel auf den Spannreif oder gar neben die Trommel geschlagen? Falls ja musst du die Position und/oder den Winkel der Toms korrigieren.
Schritt 5: Becken
Das Ride, dein Rhythmusbecken
Das grösste Becken an deinem Set, das Ride Becken, befindet sich auf der rechten Seite. Positioniere es nahe genug, um in der Spielposition die Bell mit dem Schaft des Schlägels problemlos zu erreichen. Achte trotzdem auf genügend Distanz, damit das Floor Tom nicht verdeckt wird. Justiere Höhe und Neigung des Ride Beckens so, dass dein Schlägel beim Anspielen ganz natürlich auf der Fläche des Beckens auftrifft und nicht auf der Kante. Vorsicht: Nicht künstlich kompensieren, indem du beispielsweise die Schultern hochziehst! Denk daran: Du bist der Chef.
Unsere Spielerin sitzt zu weit weg: Auch mit nahezu gestrecktem Ellbogengelenk erreicht sie die Bell nur mit dem Kopf des Schlägels, nicht aber mit dem Schlägelschaft. Würde sie nun lediglich das Ride näher heranrücken, so wäre das Stand Tom verdeckt.
Das Crash, dein Akzentbecken
Das Crash Becken wird mit Hilfe des Galgenständers oberhalb der Tom Toms montiert. Lass es uns für den Anfang von rechts der Bass Drum her gleich neben dem Ride Becken platzieren, damit du links der Bass Drum Platz für deinen Notenständer hast. Dies ist aber nur ein Vorschlag und letztendlich Geschmackssache. Auf unserer Abbildung zeigen wir dir eine alternative Variante mit dem Galgenständer links der Bass Drum.
Auch das Crash Becken wird mit dem Schaft des Schlägels angeschlagen, jedoch an die Kante des Beckens. Platziere es so nahe wie möglich, um es bequem erreichen und korrekt anspielen zu können. Achte jedoch darauf, dass das Becken frei schwingen kann und auch bei einem etwas übereifrigen Anschlagen auf keinen Fall die Tom Toms berührt!
Das Hi Hat
Dein Hi Hat hast du im Rahmen von Schritt 2 bereits platziert. Lass uns nun die richtige Höhe für das Beckenpaar finden. Bezüglich Anschlagtechnik ist das Hi Hat eine Mischung zwischen Ride und Crash Becken. Es kann für feine Anschläge auf die Fläche wie ein Ride gespielt werden. Wenn es etwas lauter sein darf, wird wie beim Crash die Kante angeschlagen. Deshalb passen wir die Höhe so an, dass du sowohl auf der Fläche als auch am Rand bequem anschlagen kannst ohne die Schulter hochziehen zu müssen.
Wir haben das Hi Hat nach dem Aufbauen mit unfixiertem Top Becken zurückgelassen. Vergewissere dich zuerst, ob der Hi Hat Clutch immer noch vollständig gelöst ist. Falls ja kannst du jetzt am Hi Hat Ständer die Höhe deiner Hi Hat Becken einstellen. Betätige hierfür die Schraube zwischen oberem und unterem Ständerrohr (Pfeil).
Als Letztes fixieren wir das Top Becken. Dieses muss ca. 1 bis 2 cm (etwa eine Handbreite) Abstand zum Bottom Becken aufweisen.
Bestimmt hast du inzwischen bemerkt, dass das Bottom Becken leicht schief auf dem Ständer aufliegt. Das muss so sein, damit bei Betätigung des Pedals die Luft zwischen den beiden Becken besser entweichen kann. Die Handbreite Abstand bezieht sich auf die schmalste Stelle zwischen dem Beckenpaar (Pfeil).
Es gibt verschiedene Vorgehensweisen, um dein Top Becken endgültig zu positionieren. Wähle zwischen den beiden folgenden, was dir besser liegt:
- Ziehe das Top Becken am Clutch hoch ohne das Pedal zu berühren. Wenn du den gewünschten Abstand erreicht hast, ziehst du die Schraube am Clutch fest.
- Lass das Top Becken auf dem Bottom Becken liegen und betätige dein Pedal mit wenig Kraft. Ziehe jetzt die Schraube am Clutch an. Nimm den Fuss vom Pedal und überprüfe den Abstand zwischen deinem Beckenpaar.
Fertig! Dein Schlagzeug ist bereit für die erste Jam Session!
Jetzt bist du dran! Zeig uns dein Setup und erzähl uns dessen Entstehungsgeschichte! Lass uns teilhaben am schönsten, schwierigsten, lustigsten, schweisstreibendsten oder unvergesslichsten Moment deines Schlagzeugaufbaus!
Poste ein Foto oder Video deiner #knautorial Umsetzung auf Instagram oder Facebook!
Wiederhole die Schritte 1 bis 5 in regelmässigen Zeitabständen!
Wir empfehlen eine halbjährliche Überprüfung deines Setups. Falls du dich im Wachstum befindest, sollte dein Schlagzeug mit dir mitwachsen. Nimm dir ab und zu ein paar Minuten Zeit bevor du mit dem Spielen beginnst: Setzt dich bequem auf deinen Stuhl und spiel die Einzelteile deines Sets an. Klappt das mühelos und flüssig? Erreichst du alle Becken und Trommeln ohne eine «falsche» Körperposition einnehmen zu müssen? Wenn nicht ist es Zeit, unser Knautorial zu wiederholen!
Mein Sohn möchte Schlagzeug spielen. Interessant, dass es auch spezielle Schlagzeuge gibt, die auf das Kinderzimmer angepasst sind. So kann er auch in Ruhe üben.
Unsere Tochter hat vor einer Woche Ihr erstes Schlagzeug bekommen, diese Anleitung hat uns sehr weitergeholfen. Der Tipp mit dem Teppich war schon sehr hilfreich und kann von uns empfohlen werden. Zu Beginn hatten wir einen normalen Stuhl benutzt, doch wir können bestätigen, dass eine Sitzmöglichkeit mit Höhenverstellung sehr vorteilhaft ist.